
Unternehmensstrategien werden oft als starre, langfristige Pläne entwickelt – doch in einer sich schnell verändernden Welt stoßen solche Ansätze schnell an ihre Grenzen. Besonders für agile Organisationen und Unternehmer:innen, die in dynamischen Märkten agieren, ist Flexibilität entscheidend. Hier kommt die hypothesenbasierte Strategiearbeit ins Spiel: Statt aus der Vergangenheit zu versuchen abzuleiten, was in Zukunft funktionieren wird, formuliert man klare, überprüfbare Annahmen über z.B. Kunden, Märkte und Geschäftsmodelle. Diese Hypothesen bilden die Grundlage für experimentelles Lernen und schnelle Anpassungen – und damit für eine resiliente Unternehmensstrategie.
Was dich in diesem Beitrag erwartet
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Warum Hypothesen die Basis jeder modernen Strategie sein sollten
Die Kraft gut durchdachter Hypothesen liegt darin, Unsicherheit nicht zu vermeiden, sondern systematisch zu reduzieren. Sie ersetzen Spekulation durch strukturierte Erkundung. Statt Millionen in eine Produktentwicklung zu investieren, die niemand kauft, testet man früh, ob die Kernannahmen stimmen. Dieser iterativen Denkweise folgen heute nicht nur Start-ups, sondern zunehmend auch etablierte Unternehmen. Ein bekanntes Beispiel, wie Hypothesen in der Strategiearbeit genutzt werden, ist die Working-Backwards-Methode von amazon.
Vorteile hypothesenbasierter Strategiearbeit
Diese neue Art zu denken liefert dir viele Vorteile. Die spürbarsten sind:
Reduzierung von Risiken
Jede Unternehmensentscheidung basiert auf Annahmen: „Kunden wollen dieses Feature“, „Der Preis ist wettbewerbsfähig“, „Der Vertriebskanal erreicht die Zielgruppe“. Wenn diese Annahmen falsch sind, scheitert das gesamte Vorhaben. Durch die explizite Formulierung als Hypothese wird klar, was getestet werden muss – und wo die größten Risiken liegen.
Beschleunigung von Lernprozessen
Hypothesen fördern ein Experimentier-Mindset. Teams lernen schneller, was funktioniert – und was nicht. Scheitern wird nicht bestraft, sondern als wertvolle Informationsquelle genutzt. Dies stärkt die Innovationskraft und fördert eine Kultur des lernenden Handelns.
Klarheit und Fokus
In vielen Unternehmen herrscht strategische Unschärfe: Zu viele Ziele, zu vage Formulierungen. Eine Hypothese wie „Wenn wir den Onboarding-Prozess auf drei Schritte verkürzen, steigt die Conversion-Rate um mindestens 15%“ ist konkret, messbar und handlungsleitend. Sie gibt Teams und Führungskräften eine klare Richtung und ermöglicht zielgerichtete Entscheidungen.
Wie ihr Hypothesen einfach erarbeitet
Hypothesenbasierte Strategiearbeit ist ein kreativer Prozess. Und Kreativität braucht Vielfalt – an Perspektiven, Erfahrungen und Werten. Ich habe einen Mini-Workshop konzipiert, den Du und andere kreative Köpfe nutzen könnt, um Schritt für Schritt passende Hypothesen zu erarbeiten.
- Schritt 1 – Vorbereitung: Stelle geeignete Schreibfelder für alle Teilnehmenden bereit (haptisch oder auf einem digitalen Kollaborations-Board, wie bspw. miro)
Mein Tipp: Verwende eine “Wenn…., dann….”-Formulierung für klare, testbare Hypothesen - Schritt 2 – Timeboxing: Setze eine zeitliche Begrenzung für die Iterationen. In dieser Zeit schreiben alle Teilnehmenden ihre Hypothesen in Bezug auf das Unternehmen, Projekt, Produkt oder Dienstleistung auf.
Mein Tipp: 15 Minuten haben sich als gute Iterationslänge erwiesen. In meinen Workshops durchlaufen die Gruppen in der Regel 2 – 3 Iterationen. - Schritt 3 – Vergemeinschaftung: Gruppiert die Hypothesen und/oder macht gleiche/ähnliche Hypothesen farblich kenntlich.
Mein Tipp: Bei größeren Gruppen bietet sich eine schrittweise Vergemeinschaftung an, bspw. mit der Liberating Structure 1-2-4-all. - Schritt 4 – Priorisierung: Wählt eure Top 5-Hypothesen aus, z.B. um in einem nächsten Schritt aus ihnen die Unternehmensvision und -mission abzuleiten.
Mein Tipp: Nicht alle Hypothesen sind gleich wichtig für die aktuelle Situation. Nutzt eine Prioritätenmatrix. Y-Achse: Welche Hypothese hat den größten Einfluss auf den (Unternehmens-)Erfolg? (Impact). X-Achse: Mit wie viel Unsicherheit ist die Hypothese behaftet? (Uncertainty). Fokussiert euch zunächst auf die “High Impact/High Uncertainty”-Hypothesen
Praxistipps für die erfolgreiche Umsetzung
Mit der Erstellung passender Hypothesen hast du einen guten Grundstein gelegt. Nun müssen sie kontinuierlich gegen die Realität getestet werden.
Entwickle schnelle, kostengünstige Experimente
Ein Experiment muss kein großer Feldversuch sein. Nutze Prototypen, Landingpages, Interviews oder A/B-Tests, um Hypothesen zu überprüfen.
Beispiel: Bevor du ein neues Feature entwickeln lässt, zeigst du ein Mock-up potenziellen Kunden und misst ihr Interesse oder die Zahlungsbereitschaft.
Definiere vorab, was “Erfolg” bedeutet
Welche Kennzahl wird sich ändern? Um wie viel? Innerhalb welcher Zeit?
Ohne klare Erfolgskriterien lässt sich keine Hypothese valide testen – und man neigt dazu, Ergebnisse zu interpretieren, anstatt zu lernen.
Dokumentiere und teile die Erkenntnisse
Führe ein „Hypothesen-Backlog“ – eine zentrale Liste aller getesteten und offenen Annahmen.
Teile die Ergebnisse transparent im Team: Was haben wir gelernt? Was ändern wir jetzt?
So entsteht kollektives Lernen und strategische Agilität.
Integriere Hypothesen in den strategischen Zyklus
Nutze regelmäßige Review-Termine, um die Strategie auf Basis der neuen Erkenntnisse anzupassen.
Aus validierten Hypothesen werden Handlungsempfehlungen. Aus widerlegten Annahmen entstehen neue Fragen – und neue Experimente.
Hypothesenbasiertes Arbeiten ist mehr als ein Tool – es ist eine Haltung. Es verbindet unternehmerischen Mut mit wissenschaftlicher Disziplin. Wer lernt, strategisch zu denken und zu handeln, statt nur zu planen, gewinnt nicht nur an Geschwindigkeit, sondern auch an Tiefe. Denn am Ende zählt nicht, wie gut die Strategie auf dem Papier aussieht – sondern wie gut sie in der Realität funktioniert. Und das erfährt man nur, wenn man fragt – und testet.
Wie du jetzt konkret mit den Hypothesen weitermachst und eine packende Vision erarbeitest, erkläre ich dir hier.



